

DIE GEISTERSTADT
Das hohe Lachen eines betrunkenen Irren
Hört man durch die Gassen klirren
In Lumpen gekleidete Schatten
Rösten an kalten Feuern magere Ratten
In dunklen Löchern hausend
Die vor Dreck erstarrten Haare lausend
Beobachten gebrochene Augen blind
Den stürmischen, rußgeschwärzten Wind
Baum an Baum hängen die Toten
Vergessen sind die Hoffnungsboten
Die ein besseres Leben versprachen
In anderer Länder gierigem Höllenrachen
In den schwarzen Flußgeläufen
Erblickt man der Neugeborenen Ersäufen
Nie zu leben ist schon hart
Doch elendes Scheinleben bleibt erspart
Lichterloh brennt die Feuersbrunst
Zerstört Erzeugnisse menschlicher Kunst
Erschaffen und vernichtet von gleicher Hand
Ist das düstere, harte Armenland
Februar 1986
Auszug aus: J. Heinrich Heikamp, „Frankfurter Reise“, Gedichte und
Aphorismen,
G. Meyer´s Taschenbuch Verlag 1999, ISBN 3-934193-02-1)