

Blut und Tomaten
„Paaf, da
liecht et!“, murmelte Erik leise vor sich hin. Der Boden des Supermarktes, besser
gesagt der Platz vor der Obsttheke, entsprach fast einer Horrorszene: Überall rotes,
fettes Blut. Jeder andere hätte sich wahrscheinlich erschreckt und geschämt ob dieses
Malheurs. Nicht jedoch Erik. Gelassen, wie es nun mal seine Art war, zuckte er mit den
Schultern, lächelte und sah die Obstverkäuferin mit seinem treuherzigen Hundeblick an.
„Sorry, is nu mal passiert“, sagte er, ,,wenn Sie mir aber Lappen, Besen und Eimer
geben, mache ich diese Schweinerei auch wieder weg. Kein Problem!“
Die Verkäuferin grinste zurück und hob abwehrend die Hände: „Is schon jut, Jung.
Passeht is passeht. Laß mal. Wir maache dat. Wieviele Tomaten waren dat noch emol?“
Schon hatte sie eine durchsichtige Tüte in der Hand und wog neues Gemüse ab.
In der Zwischenzeit war eine weitere Ladenangestellte dazu gekommen und hatte mit den
Reinigungsarbeiten begonnen. Erik bot ihr seine Hilfe an: „Schließlich steh ich zu
dem, wat ich tu“, meinte er. Doch sie wiegelte ab: „Nicht nötig, ich bin gleich
fertig.“
Als Erik zum zweiten Mal seine Tomatentüte entgegennahm und diesmal auch sicher im
Einkaufswagen verstaut hatte, bedankte er sich herzlich und machte sich auf seine
Supermarkttour fortzusetzen. Langsam wurde sogar ihm die Situation peinlich.
© by J. Heinrich Heikamp